Krug

Es gibt viele hervorragende Champagner und weit mehr kritische Kenner. Doch gibt es Champagner, vor welchen selbst die kritischsten Kenner in ungewohnter Eintracht den Hut ziehen: Krug ist ein Champagner dieser Art.

Manche Champagner-Liebhaber gehen sogar so weit, dass sie sich als ‚Krugist‘ bzw. ‚Krugistin‘ (Fr.: Krugiste; En.: Kruggist) bezeichnen. Krug-Champagner sind zu ihrem Qualitätsmaßstab geworden, an dem sich alle anderen Champagner messen müssen, weil es für einen ‚Krugist‘ grundsätzlich keinen besseren Champagner geben kann. Basta!

Hinzu kommt, dass es sich bei den ‚Krugisten‘ nicht selten um erfahrene Weinkenner handelt, die von einer Wein-Marke nicht leicht zu beeindrucken sind. Und selbst sie geraten bei Champagner aus dem Hause Krug ins Schwärmen. Warum? Weil Krug-Champagner aus gutem Grund tatsächlich ein ganz besonderer Champagner ist.

Ehe wir uns jedoch der besonderen Herstellung der Champagner des Hauses Krug zuwenden, betrachten wir zunächst die interessante Geschichte des Hauses:

Johann-Josef Krug (1800-1866) stammte ursprünglich aus Mainz in Deutschland. Später wurde er durch Einbürgerung Franzose (Jean-Joseph Krug). 1834 schloss er sich dem schon damals berühmten Hause Jacquesson & Fils an. 1841 heiratete er die Engländerin Emma Anne Jaunay (1810-1879), die Schwägerin von Adolphe Jacquesson (welcher mit der jüngeren Schwester Louisa Jaunay verheiratet war).

Eine kleine Anmerkung zur Familie Jaunay:
François Jaunay aus Chantilly, zu königlichen Zeiten eng mit dem französischen Adel verbunden, war während der Französischen Revolution nach England geflohen und hatte sich daraufhin mit großem Erfolg in der Hotelbranche etabliert (Brunet’s Hotel, Jaunay’s Hotel im berühmten Leicester Square in London). Dort heiratete er die Engländerin Anne Howell. François Jaunay wanderte um 1839 nach Australien aus. Seine Frau zog jedoch nach Châlons-sur-Marne, um vortan mit ihrer Tochter Louisa Jacquesson zu leben.

Emma Anne Krug schenkte Jean-Joseph Krug 1842 einen Sohn, Paul Krug (1842-1910).

18 Monate nach seiner Heirat verließ Jean-Joseph Krug das Haus Jacquesson und gründete gemeinsam mit seinem Bekannten Hyppolite de Vivès (einem erfolgreichen Weinhändler in Reims) das Haus Krug et Cie. in Reims. Anfangs handelte das Haus nicht nur mit Champagner, sondern führte auch andere Weine aus der Champagne im Angebot. Im Frühling des Jahres 1845 bereitete Jean-Joseph Krug die ersten Cuvées für das junge Haus (bedingte 40.842 Flaschen Champagner). Im folgenden Jahr kaufte er gezielt hochwertigstes Rebgut (derzeit vorwiegend aus der Gemeinde Bouzy).

Nach dem Tod von Jean-Joseph wurde das Unternehmen auf die Witwe Krug (25%), Hyppolite de Vivès (25%) und den Sohn Paul Krug (50%) verteilt. Kurz darauf begab sich de Vives in den Ruhestand, und Paul Krug übernahm die Leitung des Hauses Krug. Seine Strebsamkeit und sein großes Talent bei der Bereitung hochwertigster Champagner bedingte überragenden Erfolg für das Haus Krug. Insbesondere in England wurden enorme Absatzzahlen erzielt. Schon in seinem zweiten Jahr als Leiter der Unternehmung schuf er mit gekonnter Assemblage bester Weine 207.048 Flaschen Champagner mit dem Namen Krug und weitere 206.264 Flaschen Champagner für andere Häuser.

Später heiratete er Caroline Harlé (1846-1915). Diese Ehe brachte zehn Kinder hervor, wodurch die Zukunft des Familienbetriebes als gesichert schien. Der bekannte Autor und Historiker John Stevenson allerdings merkt an, dass offenbar keines der Kinder an einer Zukunft im Familienunternehmen interessiert war. Den ältesten Sohn Joseph Krug (1868-1967) z.B. zog es zur See. Es gelang dem Vater später jedoch, Joseph Krug zur Mitarbeit im Unternehmen zu überreden. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er im Jahre 1910 das traditionsreiche Familienunternehmen.

Unmittelbar nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges trat Joseph Krug dem französischen Militär bei, wurde in der Ardennen-Schlacht verwundet und geriet in deutsche Gefangenschaft. Zwischenzeitlich leitete seine bemerkenswerte Ehefrau Jeanne Krug (geb. Jeanne Hollier-Larousse; 1880-1954) das Unternehmen und brachte den legendären ‚Krug 1915‘ hervor. Als Joseph Krug 1918 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, war er gesundheitlich schwer angeschlagen. Die Ärzte gaben ihm nur noch wenige Jahre und rieten ihm von der anstrengenden und fordernden Aufgabe der Leitung seines Unternehmens ab.

Sein Sohn Paul Krug II (1912- ) war zu dieser Zeit noch ein kleiner Junge. Krug bediente sich daher der Hilfe seines talentierten Neffen Jean Seydoux. Joseph Krug erholte sich in dieser Zeit völlig unerwartet von seinen schweren Kriegsleiden und wirkte bis zu seinem 90. Lebensjahr tatkräftig im Unternehmen mit.

Die folgenden Jahre standen ganz im Zeichen spektakulärer Krug-Champagner. Der bekannte Weinprofi Ed McCarthy merkt an, dass der Krug 1928, welcher ihm erst kürzlich im Rahmen einer Burgunder-Degustation als Aperitif gereicht wurde, der beste Champagner war, den er jemals gekostet hätte. ‚Der Krug‘ habe, so McCarthy, durch seine überragende Qualität die eigentliche Degustation der Burgunder schon im Vorfeld in den Schatten gestellt.

Im Jahre 1935 schloss sich Paul Krug seinem Vater Josef und seinem Cousin Jean Seydoux an und wirkte im Hause Krug mit. 1941 wurde er zum Geschäftsleiter ernannt, 1958 übernahm er das Haus Krug als Direktor. 1962 starb Jean Seydoux, der sich mittlerweile einen hervorragenden Namen in der Herstellung erlesenster Champagner gemacht hatte. Vater Joseph Krug verstarb fünf Jahre später in hohem Alter.

Das Haus Krug war zu dieser Zeit längst wohlbekannt als Meister in der Herstellung vortrefflicher Cuvées, deren Reben traditionell aus den besten Lagen (98% – 100% Bewertung) anderer Weinbauer stammten. Paul Krug entschied sich zwischen 1970 und 1972 zum Kauf erstklassiger Weinberge in strategischen Lagen in der Champagne, um seiner Champagnerproduktion eine gewisse Unabhängigkeit durch den Anbau hochwertigster eigener Reben zu verschaffen.

Der Konzern Rémi-Cointreau kam in der Folgezeit als Teilhaber des Hauses Krug ins Spiel und ermöglichte die finanzielle Stärke zum Ankauf von rund 15 ha Rebland. Von der für Champagner wichtigen Pinot-Noir-Rebe stehen Krug heute neun ha eigenes Rebland um Aÿ zur Verfügung. Die Versorgung mit der eleganten Chardonnay-Rebe wird mit ihren ca. 6 ha im Gebiet Le Mesnil sur Oger gesichert, wovon ca. 1,85 ha im legendären Clos-de-Mesnil liegen. Es handelt sich ausschließlich um Grand Cru Lagen (100% Bewertung).
Eigene Weinberge decken heute somit ca. 20% des Traubenbedarfs für die Produktion ihrer berühmten Grande Cuvée Champagner. Die Weine aus diesen Lagen stellen sozusagen das Fundament der Mischungen (bzw. ‚crus de base‘), auf das mit gekonnten Verschnitten von bis zu 50 – 60 weiteren Grundweinen fantastische Champagner aufgebaut werden.

Paul Krug begab sich 1977 in den Ruhestand. Sein ältester Sohn, Henri Krug (1937- ), wurde zum Generaldirektor des Hauses ernannt und zeichnete fortan für die Bereitung der Champagner verantwortlich. Sein Bruder Rémi Krug (1942- ) ist der Geschäftsleiter des Hauses und gilt seit vielen Jahren als beliebter Botschafter des Hauses auf internationalem Parkett. Seine Tochter Caroline Krug, nunmehr die sechste Generation, wirkt bereits seit Jahren ebenfalls im Marketing mit. Ebenso ist Olivier Krug, Sohn von Henri Krug, ein fähiger Mitarbeiter des Unternehmens.

Die Brüder Rémi und Henri Krug gelten nach Jahrzehnten im Dienste des Hauses Krug bereits heute als ‚lebende Legenden‘ in der Champagner-Welt, nicht nur wegen der kompromisslosen Wahrung traditioneller Werte bei der Herstellung ihrer Krug-Champagner, sondern auch in Bezug auf die Wahrung der Kultur des Champagners im Allgemeinen.

Obwohl das Haus 1999 vom berühmten Luxuskonzern LVMH aufgekauft wurde, bleibt die Unabhängigkeit der Familie Krug bei der Champagnerproduktion weiterhin gewahrt.
Henri Krug versteht die Eingliederung in den finanzstarken LVMH-Konzern als vorteilhaft und merkte dazu an: „Nun kann ich mehr in den Weinkeller und in neue Fässer investieren. Ich kann weiterhin denselben Wein schaffen, jedoch darf ich nun noch selektiver in der Herstellung sein!“ Ein Beispiel dieser ‚Selektivität‘ ist, dass Krug 20 – 70% der ihnen angebotenen Trauben aus besten Lagen als nicht ausreichend für die gewünschte Krug-Qualität zurückweist und sie stattdessen anderen Häusern zur Produktion von Champagnern überlässt.

Wenden wir uns nun den Krug-Champagnern selbst zu: Was unterscheidet sie vom Großteil der anderen Champagner?

Krug lebt nach der alten Devise ‚Gut Ding will Weile haben!‘. Dies fängt schon bei der Lese der Trauben an: Jede einzelne Beere soll perfekt sein! Beeren mit Fehlern werden vorsichtig herausgepickt, um die perfekten Beeren nicht zu verletzen.

Mit fast schon ‚religiöser Inbrunst‘ wird bereits im Vorfeld der Herstellung der Champagner auf höchste Qualität der Reben geachtet. Ihr eigener Weinberg im Clos de Mesnil ist ein Beispiel für diese beispiellose Qualitätssicherung: Rémi Krug merkt an, dass die Ernte dieses verhältnismäßig kleinen Weinbergs an einem einzigen Arbeitstag vollzogen werden könnte. Es kommt aber vor, dass manche Reben am Montag optimal wirken, andere Reben hingegen erst am Mittwoch oder Donnerstag geerntet werden sollten. Diese Einstellung zu kompromissloser Qualität erwartet Krug auch von seinen Trauben-Lieferanten. Nur die beste Trauben-Qualität wird akzeptiert. Zudem wird nur der Most der ersten Trauben-Pressung verwertet (siehe auch Taille).

Krug verwendet ausschließlich kleine Eichenfässer bei der (ersten) Gärung. Ein 205 Liter Eichenfass dieser Art wird als pièce bezeichnet. Zudem sind diese Argonnen-Eichenfässer mitunter 30 Jahre alt. Im Hause Krug befinden sich mehr als 3.300 dieser bewährten Fässer im Einsatz. Neue Eichenfässer rufen Geschmacksnuancen wie z.B. Vanille oder Kaffee hervor und liefern natürliche Tannine, welche bei anderen Winzern eigentlich begehrt sind. Das Haus Krug bevorzugt jedoch ältere Fässer, da der Ausbau in alten Fässern eine besondere Geschmeidigkeit hervorbringt.
Der ‚Holz-Geschmack‘, welcher von neuen Fässern vermittelt wird, ist nicht erwünscht – stattdessen strebt man einen Hauch von Toast-Geschmack sowie dezente karamellartige, nussige Nuancen an.

Unverfälscht, rund und reich soll sich der Wein in seiner natürlichen Umgebung entfalten. Ca.10 % der alten Fässer werden jährlich ausrangiert und durch neue Fässer ersetzt. Neue Fässer müssen bei Krug jedoch erst ‚reifen‘, bevor sie zum Einsatz kommen: Zuerst werden sie in einer heißen Wasserlösung ‚eingeweicht‘. Daraufhin werden sie bis zu drei Jahre lang lediglich für die Lagerung von Restweinen genutzt, welche natürlich nicht für Krug-Champagner bestimmt sind, sondern anderweitig (z.B. zur Produktion von Weinbrand) weiterverkauft werden. Erst danach eignen sich die Fässer zur Gärung der hochwertigen Krug-Weine.

Der mit den Fässern verbundene Aufwand ist enorm und sehr kostspielig. Die Fässer werden wie Pyramiden gestapelt und dabei nach Lagen und Rebsorten sortiert. Die Fässer müssen nach der Erstabfüllung von Hand zum Stapelplatz transportiert werden. Das spätere Umfüllen eines Fasses in ein weiteres Fass zieht die sachgerechte Reinigung und Pflege des entleerten Fasses nach sich.
Die kleinen Eichenfässer erlauben während der Gärung einen natürlichen, kaum wahrnehmbaren Austausch von Sauerstoff durch die Poren des Holzes. Dies führt zu einer leichten Oxidierung der Weine und trägt in der Folge scheinbar zur weitläufig bekannten außergewöhnlich guten Lagerungsfähigkeit und Langlebigkeit der Krug-Champagner bei. Zudem wird die malolaktische Gärung nicht gefördert, sondern erfolgt bestenfalls ganz natürlich bzw. von selbst mehr oder minder während der langen Lagerung der Krug-Champagner. Die Weine durchlaufen auch keine Filteranlagen, sondern klären während der langen Lagerzeit von selbst in den Fässern. Später werden die Weine durch Schwerkraft von einem höher liegenden Fass in ein weiteres Fass übertragen. Der Satz verbleibt dabei im geleerten Fass.

Krug ist seit jeher bekannt als wahrer Meister der Assemblage, also dem gekonnten Verschnitt von bis zu 60 verschiedenen Weinen aus 20 bis 25 verschiedenen Lagen. Sechs bis zehn verschiedene Jahrgänge können ins Spiel kommen, um die weltbekannte, anspruchsvolle Geschmacksnote des Hauses Krug in einem weiteren Grande Cuvée Champagner zu verewigen. Die Formel des ‚Krug-Stils‘ steht nirgendwo auf Papier, sondern wird durch viel praktische Erfahrung und stetige Zusammenarbeit einer Generation mit der nächsten weitervererbt. Trotz der unterschiedlichen Rollenverteilung der Familienmitglieder im Alltag des Unternehmens arbeiten sie gemeinsam am Verschnitt der Cuvées.

Am Ende des Herstellungsprozesses werden die Krug-Champagner außerordentlich lange in den Flaschen gelagert. Dem Grande Cuvée Champagner z.B., dem ‚Flaggschiff‘ des Hauses Krug, kommen mindestens sechs Jahre ‚auf der Hefe‘ zu Gute. Die typische Lagerzeit der Krug-Jahrgangs-Champagner beträgt zwischen sieben und 15 Jahre.

Nach all dem Aufwand und der Liebe zum Detail wird letzten Endes ein Champagner ausgeliefert, der fast immer zu den besten der Welt gehört. Bei professionellen Degustationen erzielen sie seit jeher regelmäßig über 90 Punkte. Krug-Champagner widerlegen zudem viele der üblichen Regeln, welche im Zusammenhang mit den meisten anderen Champagnern gelten:

* Während viele Champagner (insbesondere jene ohne Jahrgang) sich nicht für zusätzliche, langjährige Lagerung eignen, sind Krug-Champagner oftmals geradezu ideal für langjährige Lagerung geeignet – so geeignet sogar, dass sie eindeutig spekulativen Wert haben, ähnlich z.B. manch großer Burgunder.

* Während ein Champagner vor dem Servieren üblicherweise eine sachgerechte Kühlungstemperatur erreichen sollte (8° – 11°C), entfalten sich Krug-Champagner bei einigen Grad mehr oftmals besser.

* Während Champagner allgemein als der beste Apéritif überhaupt gilt, eignen sich Krug-Champagner eher als fantastische Begleiter zu fast jedem Essen. Mit reichen und vielfältigen Geschmacksnuancen müssen sie sich nicht einmal vor der ‚Kraft‘ vieler der etwa ‚zu bestimmten Gericht vorgeschriebenen schweren Roten‘ verstecken. Sie bestechen vielmehr mit eigener Kraft und mit dem Bonus der Finesse und Leichtigkeit eines wahren Champagners. Hat man dann noch den optischen Genuss der besonderen Feinperligkeit eines goldenen Krug-Champagners vor Augen, dann kann man schnell zum überzeugten ‚Krugisten‘ werden.

Krug bietet verschiedene Champagner an:

Wie bereits angemerkt, gilt der Grande Cuvée Champagner als das Flaggschiff des Hauses Krug. Er verkörpert die grundsätzliche Geschmacksnote. Er stellt gleichzeitig 65% – 80% der Produktion des Hauses dar. Um ihn zu gewinnen, werden 50 bis 60 Weine aus bis zu 25 Lagen und sechs bis zehn Jahrgängen verschnitten. Es ist daher verständlich, dass Krug sich gegen übliche Bezeichnungen wie ‚ohne Jahrgang‘ sträubt und den Grande Cuvée Champagner berechtigterweise eher als ‚Multi-Jahrgang‘ verstanden sehen möchte. Als Traubensorten sind mit ca. 45 – 55% Pinot-Noir, mit 10 – 15% Pinot-Meunier und mit 30 – 45% Cardonnay vertreten. Viele Wein-Profis empfehlen für diesen ‚Multi-Jahrgangs-Champagner‘ eine zusätzliche sachgerechte Lagerung von mindestens ein bis zwei Jahren nach Auslieferung (manche Kenner empfehlen sogar bis zu zehn Jahre).

Die Anteile der Traubensorten in Krug-Jahrgangs-Champagnern (bzw. Krug Vintage Brut, Krug Milléssimé) variieren. Die typische Lagerzeit liegt bei sieben bis 15 Jahren. Erstmals in der Geschichte des Hauses Krug kommen übrigens drei Jahrgänge nacheinander (jedoch nicht in Jahres-Reihenfolge) in den Markt: Der 1989er, dann der 1988er und zuletzt der 1990er. Krug deklariert traditionell nur herausragende Jahrgänge als Jahrgangs-Champagner mit ihrem Namen. Dies stellt daher eine große Besonderheit dar.
Jahrgänge wie 1982, 1979, 1976, 1975, 1973,1969 und 1964 gelten heute als erstklassig und sind heiß begehrt. Sogar der 1961er, der letzte von Paul Krug selbst hervorgebrachte Jahrgang, gilt noch heute als ein hervorragender Champagner und als große Kostbarkeit (ein Krug 1961 erzielte beim berühmten Auktionshaus Sotheby’s in London vor wenigen Jahren US$ 1.497).

Der Krug-Rosé, erstmals 1983 von Henri Krug eingeführt, stellt einen weiteren Multi-Jahrgangs-Champagner dar. Er wirkt sehr fruchtig, körperreich, und ist gleichzeitig sehr trocken. Er gilt als ein ernster, komplexer Champagner, welcher aus einer extrem ausgeklügelten Assemblage aus vielen Lagen und bis zu sechs Jahrgängen entsteht. Er besteht zu ca. 50 – 55% aus Pinot-Noir, zu ca. 20% Pinot-Meunier und zu 25 – 30% Chardonnay mit der Zugabe eines stillen, roten Pinot-Noir-Weines aus der Gegend um Aÿ. Von der Farbe her wirkt er nicht etwa typisch ‚rosa‘ wie viele andere Rosé-Champagner, sondern wesentlich heller. Dies ist kein Champagner für Novizen, er ist eher Kennern vorbehalten, welche ihn gezielt mit abgestimmten kulinarischen Besonderheiten vermählen, wobei diese Harmonisierung eine neue Gesamtheit des Genusses schafft.

Das Haus Krug hat jedoch noch ein weiteres Juwel parat: den berühmten Krug Clos du Mesnil! Hierbei handelt es sich um einen besonderen Blanc de Blancs, welcher ausschließlich aus den Reben eines kleinen, umfriedeten Weinbergs (‚clos‘) im Weindorf Le Mesnil sur Oger gewonnen wird. Die Mauer um den Weinberg (oder eher ‚Weingarten‘) wurde, laut einer dort angebrachten Tafel im Jahre 1698 errichtet. Bis 1750 im Besitz des Benediktiner-Klosters Le Mesnil, wird der Weingarten unter Einheimischen dieses größten Weindorfes der Region Cote de Blancs noch heute altertümlich als ‚Clos Tarin‘ bezeichnet. 1971 kaufte das Haus Krug diesen kostbaren Weingarten auf. Der Kauf gilt als eine strategisch geschickte Erweiterung des Hauses Krug, da Krug dort bereits seit über einem Jahrhundert Reben für ihre Champagner ankauft. Krug renovierte gleichzeitig das dortige Haus und die dazugehörenden Keller.

Mit dem Jahrgang 1979 wagte Henri Krug erstmals, einen Krug Clos du Mesnil hervorzubringen. Dieser Champagner erwies sich als überragend und punktete 98!
Weitere Jahrgänge wurden zwischenzeitlich hervorgebracht: 1981, 1982, 1983, 1985, 1986, 1988 und 1990. Aus diesen ausnahmslos hervorragenden Jahrgängen ragen 1982, 1985, 1988 (99 Punkte!) und 1990 ganz besonders heraus.

Die Krug Clos du Mesnil weisen in ihrer Jugend enorm viel Säure auf und verpflichten zu langer Lagerung (typisch sind zwölf bis 15 Jahre) in den Kellern des Hauses. Danach präsentieren sie sich dem Genießer als traumhafter Champagner. Ihr großes Mosaik verführerischer Bukettstoffe bietet dem Genießer ein reiches Spektrum von frischem Brot, Nüssen bis hin zu Zitrusfrüchten. Durch lange Lagerung im eigenen Weinkeller wird ein Krug Clos du Mesnil zudem noch besser. Diese Champagner sind eine echte Rarität: Da lediglich rund 10.000 Flaschen produziert werden, gelten sie als begehrtes Sammlerstück unter Weinliebhabern. Nur ca. 2.200 Flaschen erreichen den US-Markt, wo sie dann für 300 – 500 US$ gehandelt werden.

Letzlich gilt es den Krug Collection anzumerken. Diese Champagner unterscheiden sich nur unwesentlich von den Krug-Jahrgangs-Champagnern. Ihnen sind viele zusätzliche Jahre Lagerung auf der Hefe zu Gute gekommen, tief in den Kellern des Hauses. Nur sporadisch bringt Krug diese Collection-Champagner auf den Markt, meist in schönen Holzkisten. Im Handel befinden sich derzeit z.B. der 1973 Collection und der 1976 Collection. Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich um erlesene Sammlerstücke, obwohl sie natürlich auch hervorragende Champagner zum Genießen sind. Der Preis der Collection-Champagner wirkt auf Normalsterbliche jedoch eher abschreckend (300 – 400 US$ für eine Normalflasche sind in den USA nicht ungewöhnlich).

Es gibt viele Champagner-Fans, welche noch nie einen Krug Champagner probiert haben. Auch deshalb, weil auch der Krug Grand Cuvée im Vergleich zu anderen Champagnern ohne Jahrgang erheblich teuerer ist (auf dem US-Markt kostet er rund US$ 100). Jeder Champagner-Liebhaber sollte jedoch zumindest ein Mal einen Krug Champagner als stilvollen, exquisiten Begleiter eines Festessens wählen.

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